Double Rundt: Lucky errors

Selten kann man über Irrtümer so zufrieden sein!

Irrtum 1: Langballigau ist GROSS!

Hatten wir für Double Rundt 2023 die Teilnehmerzahl nochmal um 20 Boote hochgesetzt, zeigte sich am Freitag Abend im Hafen von Langballigau, das wir uns verschätzt haben. Da geht noch einiges mehr. Gute Nachricht für die Meldenden für nächstes Jahr: Wir lassen mehr rein und öffnen die Warteliste später.

Irrtum 2: Wer meldet, kommt auch

Obwohl auch auf der Warteliste viele dem Irrtum unterlegen waren; dass man auf der Warteliste keine Chance hätte. Es passiert wenige Wochen vor dem event noch Erstaunliches: Der eine bemerkt, das er Abifeier hat, der andere muss den Geburtstag seines Sohnes ausrichten. Manche Dinge sind immer wieder so überraschend, wie Weihnachten: Schwupps hätten alle, die auf der Warteliste waren, mitsegeln können. Leider kommen die meisten Absagen erst kurz vor dem event und viele auf der Warteliste haben die Nerven verloren und etwas anderes geplant. Schade für die, die auf eine Teilnahme gehofft haben. Trotzdem gingen wir mit 75 Booten an den Start.

Irrtum 3: Bei Double Rundt ist immer gutes Wetter, immer!

Und zwar völlig egal, was diverse Wettermodelle vorhersagen. Vergiss es! We learn better. Der Start zeigte sich zwar eher schwachwindig und anspruchsvoll. Kurz darauf setzte aber eine gute Brise ein, auf der westlichen Ostsee sogar richtig Welle. Und nur zum Schluss wurde es nochmal löchrig in einigen Bereichen, in denen sich Teilnehmer in Öl liegend wiederfanden und andere 50 m neben einem sich davon machten. Die größte Wettersorge war die Verhinderung von Hautkrebs und Sonnenstich.

So, is ja schön! Und wie war es?

Es ist schwer zu sagen, wo die Stimmung besser ist: Am Freitag im vollen Hafen beim Schnack mit den randommäßig zugeflogenen Nachbarn im Päckchen, beim Check-in, der dieses Jahr netterweise von Sponsor Pantaenius mit einem Bierpilz und weltmeisterlich gezapftem Bier gepimpt wurde. Auf der Bahn, wo es immer kollegial, aber sportlich auf ziemlichem Niveau abging? Oder in Söby, wo wir im zweiten Jahr in Folge das Ziel gelegt haben und uns einfach riesig über die Gastfreundschaft des dortigen Segelvereins und den ulkigen und supernetten Hafenmeister freuen, der sich von dem Päckchen-Chaos überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lässt, weil alles im Vorwege gut geregelt ist.

Freitagabend in L.A.

Die Fangemeinde freut sich jedenfalls schon mal auf das Treffen am Freitag. Beim Check-in lungerten die meisten bis spät Abend herum oder bis zum eigenen Bauchgrummeln. Kulinarisch gab es vor Ort genug zum Ausprobiere, um nicht hungrig in die Koje zu gehen. Schnacks und Wiedersehen im Überfluss, manche habe es gar nicht geschafft, mit allen zu quatschen, mit denen sie quatschen wollten. Der Sicherheitscheck lief entspannt parallel dazu.

Die Steuerleutebesprechung am Samstag um 8:00 verlief schon in prallem Sonnenschein auf der Terrasse vom Yachtclub Langballigau. Pünktlich dazu verlegte der über Nacht vor dem Hafen ankernde Trimaran Dr. Gonfly an den Strand. Die Besprechung wurde in Badehose absolviert. Die Wetterprognose war nicht wirklich mitreissend und lieferte wegen des wenigen Windes bahnverlaufsmässig auch nur wenige Optionen. So segelten die kleinere Boote aus der Förde über Poels Rev und Skjoldnaes direkt nach Söby, während die grossen noch einen eingeschenkt bekamen: Eine gelbe Warntonne in Nähe Kiel-Flensburg Weg war das hart zu erarbeitende Luvfass. Keine Sau kennt diese Tonne, an dem Tag wurde sie dafür reichlich verflucht. Aber dazu später.

Jetzt kommt notgedrungen die Erzählung aus der Perspektive eines Teilnehmers

Das Feld teilte sich ziemlich in zwei Lager auf. Die einen blieben auf der deutschen Seite, stachen teilweise auch recht tief in die Geltinger Bucht, um dann Kalkgrundt anzuliegen. Die anderen entdeckten ihre Liebe für Dänemark, nutzen den üblichen Vorteilschlag in die Skelde Vig und setzen nach Kragesand auch noch tief in die Sonderborger Bucht rein. Hier gab es im Nachgang noch Seglerlatein, wer sich tiefer in diese Extremlage versetzte. Im Ergebnis konnten sich aber Boote aus beiden Lagern früh beim Passieren von Kalkgrundt treffen. Und die anderen nutzen bis dahin schon ganz gut ihre Chancen, sich zurückfallen zu lassen. Ich war hart dabei und war zu diesem Zeitpunkt schon reif für die Klappse, weil der Karre 0,5 Knoten fehlten und kein Trimmkniff irgendwie Linderung brachte. Zuletzt stellten wir den Getriebehebel vom Motor um und zack: Los ging es dann auch bei uns endlich mal. Anfänger-Fail.

Bewegte See

Draussen auf der brüllenden Ostsee war es tatsächlich bewegt. Das Feld zerfaserte sich, jeder versuchte irgendwie los zu kommen und den zwar vorhandenen, aber zu schwachen Wind bestmöglich zu nutzen, um über die Welle zu kommen. Boote mit grosser Genua hatten da na klar einen kleinen Vorteil. Aber von den X-332 fuhren einige in unterzuckerter Segelkonfiguration nur mit kleiner Genoa 3 herum und der -üblich- Erste machte kleine Segel als Entschuldigung gleich zu nichte: Xalty war an dieser vermalledeiten Warntonne schon deutlich vor dem Feld der anderen X-332, die ansonsten aber schön komprimiert und hart fightend zusammen blieben. Wir bemühten uns zwischenzeitlich, das Feld von hinten aufzusammeln. Bis zu dieser gelben Tonne hatten wir auch wieder zwei X-332 eingesammelt, unterdessen noch einen harten fight mit der Ylva ausgetragen, die uns von mittwochs schon stark ans Herz gewachsen ist und uns Zeit gelassen, Fru Antje zu knacken, die exorbitant jut druff waren heute.

Hinter der Tonne, ja da sollte es abgehen. Als Jurist leicht rechenschwach schaffte ich es doch, mir auf der Kreuz auszurechnen, dass das ein Code 0 Windwinkel war. Letztes Jahr hat uns die Nicht-Mitnahme dieser Sonderwaffe den Treppchenplatz gekostet. Das sollte sich heute nicht wiederholen. In froher Erwartung ging es an die Tonnenrundung, zum Würstchen ziehen, ausrollen und ab-dafür. Total in der Koordination dessen gefangen bemerkten wir zu spät, daß sich die grosse Cayenne 42  noch über uns setzte und nicht im Traum daran dachte, irgendein frei fliegendes Segel zu setzen. Zahlreiche Angriffversuche scheiterten, tief unten durch war bei den Lappen auch nicht zu kommen und wenn es denn schäbig läuft; dann auch gleich richtig. Der Wind raumte immer mehr und die Boote um uns, die sich bislang mit dem Spi eher abgequält hatten, fuhren jetzt entspannt los…und vorbei. Also Umbau. Kurze Baustelle, blaue Tüte hoch und los ging es tatsächlich. 4 Boote waren trotzdem durchgewunken. Dann passierte das, was Gott mit Regattaseglern macht, damit sie hübsch demütig bleiben. Windlöcher. Mal lang, mal breit, schwer bis gar nicht zu lesen. Ein Roulettespiel begann. Wir suchten unser Glück mehr unter Land und hofften auf Thermik. War ne nette Idee, half aber auch nicht gewaltig. Die anderen frisch überholten X-332 setzen ihrerseits wieder zum Überholen an. Jetzt Nerven bewahren und sauber weiter fahren. Wir konnten auf Skjoldnaes zufahrend die Dreher besser nutzen, kamen auch im Spibergen und Anziehen besser vom Fleck und rundeten Skjoldnaes wirklich eng. Keine Ahnung wie eng. Ich liess das Johanna machen, die ich dankenswerter in der Hafenausfahrt von Langballigau noch als Ersatz akquirieren konnte, nachdem meine Tochter ausgefallen war. Sie fand glaube ich die Ideallinie und ich konnte die Segel effektiv und ohne Besuch des Sauerstoffzelts koordinieren. Nachdem ich Zeit zum Gucken hatte, offenbarte sich vor mir das traumhafte Bild eines Flautengetreibes. Also hier auch noch! Wir hatten da gar keinen Bock drauf und malten uns aus, das Nähe zum Land hier die Lösung sein müsste. Also wendeten wir nach dem Haken früh und bemühten uns massiv, aus der Wende noch mit speed herauszukommen. So konnten wir noch einige Boote stehen lassen, die weiter ins tiefe Wasser gefahren waren und dort versackten. Extra Drei – die Yardstick X-332 machte mit grossem Vorsegel einen weiteren Angriff, verlor aber in jeder Wende an Tuchfühlung. Dicht unter der Werft stachen wir dann hoch auf das Pin end der Ziellinie und wendeten in die Ziellinie. Ein grauenhaftes Ergebnis aus sportlicher Sicht. Aber ein absolut fantastischer Segeltag mit guter Laue an Bord und einigermassen schnellen Eingrooven der unerwarteten Crewzusammenstellung.

Mit uns kamen noch einige der kurzen Bahn rein. So war vor dem Hafen ziemliches Gewusel.

In Söby

Kein Gewusel im Hafen, dafür hatten einige noch Boxenplätze gefunden, die anderen lagen in entspannten 6-7er Päckchen. Wir hatten das grosse Glück, neben Jan von der Banks Remy liegen zu dürfen, dem genialen Mahaghony-Selbstbauschätzchen aus der Feder von Martin Menzner. Der konnte auch ein bisschen support beim Aufklarieren gebrauchen, denn wir waren beide Brüder im Geiste. Während wir beide unverhofft als Solosegler aus dem Hafen gefahren waren, kam er auch als Solosegler an, während ich 10 Minuten vor dem Start noch spontan support an Bord von Johanna bekam – Danke nochmal für den tollen Tag!

Unsere Freunde vom Söbyer Segelverein hatten alles tip top klar gemacht für uns: Bierwagen, Grill, Zelt – alles was Du nach so einem Tag brauchst! Afrigger-Öl und Essen alles in der Essenspauschale enthalten, blaues Bändchen sei Dank! Es war kaum zu schaffen, mit allen über die Erlebnisse des Tages zu schnacken. Nicht lange nach dem Essen gabe es die gewohnt launige Siegerehrung. Daraus nur ein paar Fetzen:

Ergebnisse

In ORC 1 drückten Knut Freudenberg und Nils Reichert nochmal schön Stefan Voss vom gewohnten 1. Platz weg auf den 2. und setzten sich an die Spitze des Feldes. Abschiedveranstaltung: Sie verkündeten den Eintritt in die Regatta-Rente. Halbtrocken adé.

Bei den immer noch mit 10 Booten startenden X-332 hatte Bernd Dreier extra einen Wanderpokal ausgelobt, für den oder diejenigen, die ihn mal schlagen würden. Die Mädels aus dem Offshoreseglerinnen Team waren mit Rubix am nächsten dran. Und lieferten als Debut auf der Double Rundt wirklich eine grandiose Vorstellung, in der sie bis auf die Xalty alle andere deklassierten. Eine steile Lernkurve, neue Segel. Da geht was! Bernd musste sein Halbmodell selbst  wieder einpacken. Böse Zungen behaupten, in drei Jahren hat er den selbst gestifteten Pokal wahrscheinlich endgültig gewonnen. Das gilt es zu verhindern. Die X-332 ist seit Anbeginn die stärkste Klasse auf der Double Rundt mit Anreisen aus Wismar und sogar aus Hooksiel / Friesland. Ursprünglich waren 16 Boote in der Meldeliste. Es werden immer mehr. Irgendwann wird der Nimbus des Unschlagbaren Kratzer bekommen 😉

Bemerkenswert bei den Albin Express die Vater-Tochter Crew auf Prinxickchen, bei der die Tochter skippert und der Alte die Strippen zieht. Der Lohn: 2. Platz hinter der Lynx, die sehr stark segelnde Albin Express aus Graasten und vor einigen alten Haudegen mit Revierkenntnissen.

Bei den Yardstickbooten – übrigens fast so gross das dortige Feld wie bei den ORC.Booten – setzte sich Ex-Weltmeister Dirk Becker mit der Tea Time, einer Luffe 44 vor dem solo seglenden mehrfachen Contender Weltmeister Jan von der Bank durch. Was ne Show! Ebenfalls eine hochglanzlackierte Schmuckschattulle von der Nordsee: In Yardstick 2 hatte Varuna die Nase vorn.

Alle Ergebnisse findest Du hier

Alles in Allem: Wieder mal geil. So darf man das wohl sagen!

Nächstes Jahr

Vermeide, dass Du auf der Warteliste landest und von der Freundlichkeit der Leute angewiesen bist, die auf der Meldeliste stehen und nicht kommen: Wir werden am 23.12.2023 um 18:00 die Meldung auf manage2sail öffnen. Lege Dir eine Erinnerung in Deinen Kalender, sei gleich dabei und sichere Deinen Platz!

Fotos: Christoph Ahrens, Lasse Nielsen hier

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