Pinker Spi und Kackwelle – Double Rundt 2025

Gastbeitrag zum Double Rundt von Cord Hall, Co-Skipper auf X-332 SOPHUS und Organisator des Baltic 500:

Double Rundt die Dritte (für mich), und es zeichnet sich so langsam ein Muster in meinem Teilnahmeverhalten ab, denn ich komme alle 2 Jahre nach LA, segle immer mit anderen Booten und anderen Mitseglern.
Nachdem ich in 2021 mit Rasmus und der Sharifa noch das Double Rundt  in die Dyvig gesegelt bin, war ich vor 2 Jahren mit meinem eigenen Boot und meiner Frau am Start. Dieses Jahr sollte ich dann zusammen mit Jochen dessen X-332 SOPHUS über den Kurs prügeln, wodurch ich „unglücklicherweise“ den Geburtstag meiner Schwiegermutter verpasste – irgendwas ist ja immer. Das war es dann aber auch schon mit den Mustern, denn beim Wetter hatte ich bislang immer Glück und durfte bei strahlendem Sonnenschein segeln. Dieses Jahr…..naja. Da war noch Potential.

Samstag morgen, 0600, Kaffee kochen, Katzer füttern und dann ab auf die Bahn nach LA. Ist zum Glück noch nichts los und eine gute Stunde später rolle ich auch schon auf den erstaunlich leeren Parkplatz und gehe zum Skippersmeeting. Eine Mischung aus bekannten und neuen Gesichtern erwartet gespannt die letzten Infos von Stefan und Hildburg, danach geht es zum Boot um die letzten Sachen auszustauen.

Kurz nach 9 dann raus aus dem Hafen, und das übliche Vorstartprogramm abarbeiten. Segel hoch, Linie nehmen, Uhr stellen und Upwind Trimm einstellen. Dank etwas Motorunterstützung (natürlich vor dem Vorbereitungssignal) kommen wir rechtzeitig zur Linie und können fast rechtzeitig als luvwärtigstes Schiff starten. Hilft aber nur wenig, denn am anderen Ende der Linie haben die Konkurrenten auf der X-332 XALTY den ultimativen Powermove ausgepackt, sind mit Wind von Backbord gestartet und haben mal eben dem gesamten Feld die Parade abgenommen. Wir kommen so ungefähr als zehntes Boot am Luvfass an und ziehen nach kurzem Freisegeln den pinken Spi.

Ganz schön spitz, insbesondere in den Böen, die aktuell mit ca 17 Knoten noch recht moderat ausfallen. Das sollte sich recht schnell ändern. Ganz vorn in der Spitzengruppe ist die XALTY mit dabei, wir sind im vorderen Teil des Verfolgerfeldes. Je weiter wir Richtung Osten segeln, desto stärker wird der Wind, und zwischendurch sieht es so aus, als könnten wir die erste Bahnmarke nicht anliegen. Um uns herum fliegen die ersten Boote ab, und auch uns erwischt es gelegentlich mal, aber immer noch moderat und schnell wieder einzufangen. Wir schaffen es dann doch noch, unter Spi die Untiefe Neukirchengrund zu runden und können zur nächsten Bahnmarke (Kalkgrund) ein paar Grad abfallen. Entspannung kommt trotzdem nicht auf, denn der Wind nimmt immer weiter zu, so dass die „3“ in Böen regelmäßig die führende Ziffer auf der Windanzeige wird. Um uns herum gehen immer mehr Spinnaker weg, und auch der Blick nach achtern zeigt kein buntes Tuch mehr in der Luft. Vielleicht kommt da noch mehr, aber wahrscheinlich haben einfach alle Anderen Angst 😉

Es geht zügig und mit einigen lockeren Sprüchen gen Osten, bis wir (wieder mal) abfliegen. Dieses Mal leider etwas ernsthafter, denn der Spi wickelt sich ums Vorstag. Also ab aufs Vorschiff und runter mit dem Lappen. Nachdem Topnant und Fockfall gefiert sind, zeigt eine erste Sichtung, dass hier gar nichts mehr „mal eben“ erledigt ist. Irgendwann finde ich ein Schothorn und kann die Schot abschlagen, von dort aus geht es dann systematisch entlang der Lieken weiter. Dass der Kopf der Fock das Zentrum des Knotens bildet, hilft nicht wirklich, lässt sich aber auch nicht ändern. Nach einer gefühlten Ewigkeit auf dem Vorschiff (irgendwas zwischen 10 und 15 Minuten) stopfe ich den nassen Lappen den Niedergang hinunter, setze die Fock und brauche erstmal ein paar Liter 100% Sauerstoff.

Zu diesem Zeitpunkt sind wir ungefähr bei Kegnaes. Nach kurzer Erholung wird dann der Spi wieder zum Setzen vorbereitet, also alle Schoten klarieren und den Spi packen. Könnte ja sein, dass man den nochmal braucht. Zum Glück ist bei der Aktion nichts weiter passiert und das Segel ist unbeschädigt.

Da alle anderen mittlerweile auch nur unter Fock und Groß unterwegs sind, bleiben wir auch in diesem Modus, bis wir bei Pøls Rev abbiegen. Der Blick nach vorn und hinten zeigt, dass bis hierhin alle den Spi stecken lassen, was vielleicht auch durch die dunklen Regenwolken in Luv begründet sein mag. Wir diskutieren 1-n mal, ob wir nun den Spi setzen sollen, aber jedes Mal wenn wir uns einer Entscheidung nähern, kommt eine Böe in der der Wind auch noch spitzer wird, und so bleiben wir vorerst bei Fock und Groß. Neben uns eine Luffe 37, die Jochen seit geraumer Zeit auf den Keks geht, hinter uns eine Yardstick X-332 (FRIPPE), die leicht aufrückt. Nach vorne unverändert gegenüber der Situation an der Bahnmarke. Irgendwann nervt die Luffe dann so doll, dass wir den Spi setzen und die letzten 6 Meilen nach Lyö nochmal ordentlich Gas geben.

Der Modus ist wie vorher, grenzwertig spitz garniert mit interessanten Böen. Dafür sind wir schnell, können uns von den Booten hinter uns deutlich absetzen und rücken der SPORTHOTEL (Dehler 38) und TILDE, einer X-40, wieder auf die Pelle, bis wir sie dann bei der Untiefe Lyö querab haben. Einige Minuten später muss das bunte Tuch (Anmerkung: so ein pinker Spi sieht auf Fotos immer ganz toll aus, aber wenn man den packen muss und den Lappen minutenlang direkt vor den Augen hat, fängt alles an zu flimmern…) runter und wir gehen so langsam auf die Kreuz. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Genuatrimm haben wir irgendwann ein brauchbares Setup gefunden und runden die Nordspitze von Lyö.

Hier wartet dann eine richtig schöne Kackwelle auf uns, die einfach nur hart genervt hat. Wir fahren initial dem Routing hinterher und in Erwartung eines weiteren Rechtsdrehers rechts raus, bis etwa 2/3 auf Layline zur nächsten Bahnmarke. Nach dem Umlegen wird dann irgendwann klar, dass das ein ziemlich guter Move war, denn die SYLVA, die Lyö noch vor uns gerundet hat, passiert uns deutlich achteraus. Auch auf die Boote, die hinter uns um Lyö gegangen sind, haben wir den Abstand ordentlich vergrößert, und nach vorne sind wir ein wenig rangefahren. Die finale Annäherung haben wir aufgrund eines kleinen Denkfehlers von Faulheit (mir war völlig klar, dass rechts sinnvoller gewesen wäre, aber wir hätten halt nochmal wenden müssen) ein wenig verkackt, und so kommt die SYLVA wieder deutlich ran, passiert die Tonne aber dennoch achteraus.

Den darauffolgenden Bahnschenkel rüber nach Drejø haben wir insgesamt als „überflüssig“ bewertet – gerade zu spitz zum Spinnaker segeln, zu tief um mit der Fock zügig voranzukommen und dazu noch eine etwas nervige Schaukelwelle. Unspektakulär und ohne irgendeine Möglichkeit, das eigene Vorankommen zu beschleunigen gondeln wir Richtung Osten. Das hätte ja durchaus noch ganz akzeptabel sein können, wäre da nicht dieser mit Segeln in Taschentuchgröße ausgestattete Zahnstocher (SYLVA), der mit jeder Welle scheinbar mühelos näherkommt und zu guter Letzt auch noch in Lee (!!!) an uns vorbeifährt. Das hat der Stimmung nicht gerade gutgetan, aber irgendwann waren sie so weit weg, dass wir da sowieso nichts mehr dran ändern konnten. Zum Glück fiel die Welle dann langsam der Landabdeckung zum Opfer, und wir eierten weiter Richtung Drejø.

Die abschließende Kreuz nach Søby war so unspektakulär wie es nur ging – weder nach vorne, noch nach hinten war etwas zu holen, und so gehen wir um 17:28:24 (3 Sekunden Abweichung zur offiziellen Zeit 😉) hinter der SYLVA und vor irgendwem anders durchs Ziel.

Der Rest ist dann schnell erzählt: im Päckchen neben der XALTY einparken, aufräumen, umziehen, ab zum Grill und dann irgendwann Siegerehrung. Zweiter in unserer Gruppe und viertbeste Zeit auf der langen Bahn über alle ORC Boote – unter Berücksichtigung des Fuckups mit dem Spi und unseres langen Zögerns nach Pøls Rev durchaus akzeptabel.

Am Sonntag ging es dann zurück nach LA, allerdings nicht ohne einen kleinen Abstecher über Fynshav, um einen namentlich nicht genannten Supporter der Veranstaltung dort abzusetzen – der nämlich wollte die 10:20 Fähre von Søby nach Fynshav nehmen…unter allen Einsendern die herausbekommen, was da in der Planung schief gelaufen ist, verlosen wir eines der exklusiven Feuerzeuge unseres Sponsors Yacht-Recht 😊

Fazit: es war wieder eine sehr lustige Veranstaltung, dieses Mal mit durchaus anspruchsvollem Segeln und für mich ungewohntem Wetter. Die Orga ist wie immer über jeden Zweifel erhaben und hat ein super Event auf die Beine gestellt, dafür an dieser Stelle vielen Dank. Danke auch an Jochen fürs Mitnehmen und die top Vorbereitung des Bootes.

Ich werde also wiederkommen – in zwei Jahren, mit einem neuen Segelpartner, auf einem anderen Boot 😉

Cord Hall

One Comment on “Pinker Spi und Kackwelle – Double Rundt 2025

  1. Von der nervenden Luffe 37: Leider ist uns der Topwirbel am Code O abgerissen – Segel
    nicht mehr rollbar, dann im Wasser… malert
    de caque. Wer weiß, wie es ohne diesen Schei ss geendet hätte… 2026 neuer Anlauf!

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