Es gibt kein…
…schlechtes Wetter! Das Brückenfest mit Motto „Piraten“ und der Nordstadtwerke-Cup des Yachtclubs Langballigau trotzten erfolgreich dem durchwachsenen Wetter. Grosse Clubfeier mit allen und mittendrin die Haupt-Jahresregatta des Clubs: Eine tolle Kombination, die Spass und volle Bude garantiert. Egal wie das Wetter ist. …Und so übel war es denn auch nicht!
Die up-and down Regatten verliefen bilderbuchmäßig direkt vor dem Hafen von Langballigau und die Besucher konnten von der Mole aus unmittelbar die Platzierungskämpfe und die gelungen -und die weniger gelungenen- Manöver der Crews am Luv-Fass der Bahn hautnah miterleben und mitfiebern.
Der grosse Feiertag des YCLL begann schon mit dem Seglerfrühstück im Festzelt, sozusagen die kleine Party vor der Party. Den Bauch voll mit Brötchen und Spiegelei trafen sich die Crews von 26 Schiffen im Vorzelt des YCLL-Clubhauses am Tresen, wo Rainer Koch unter der Piratenflagge in launiger Art die relativ einfachen Erläuterungen zu den anstehenden 2 Wettfahrten gab. Gut verteilt auf 4 starke Startgruppen trafen die ORC-Club Segler mit den Crews der als Einheitsklasse gesondert gewerteten Expressen an. Eine Express aus Dänemark, mit den gewohnt segler- und feierstarken Peter und Thomas, und 2 Expressen aus der Innenförde sollten Rainer in seinem Zweitjob als Newcomer in der Klasse unter Druck setzen. Und ihm zeigen, wie man die in Deutschland stark wachsende Einheitsklasse richtig bedient.
Draussen lag das Startschiff von Fiede Mehrs vor Anker, mit dem Speedboot waren Luvfass und Begrenzungstonnen punktgenau ausgebracht und als Ersatz für unser verstorbenes Ehrenmitglied Klaus Köster unterstützen Hildburg Finkler und Hauke Bunks das Startschiff-Team tatkräftig.
Die erste Wettfahrt startete bilderbuchmässig bei glücklicherweise etwas kräftigerem Wind als vorhergesagt. Zwischen 8 und 10 Knoten mit teilweise ordentlichen Böen und durchgängig heftigen Drehern sorgten für genügend Druck, aber auch grossen Herausforderungen für die Crew. Wer einen guten Start erwischte, konnte so schon am Luvfass nach hinten wieder durchgereicht worden sein. Zumindest, wenn er auf dem Weg dorthin die Dreher und Löcher nicht rechtzeitig erkannte und reagierte. Und das gelang sogar Topseglern im Feld zuweilen gar nicht mal so gut. Wer aber bestens mit den Bedingungen zurecht kam, waren die Teams in den kleinen Expressen und auch die kleine J22 Jalla-Jalla von Stefan Voß, die unter Idealbedingungen für ihr Boot segelten.
Es wurde eng und spannend am Luvfass. Durch die Dreher kamen Wegerechtsituationen zustande, die einem bis dahin gut segelnden Boot innerhalb weniger Sekunden 4-5 Plätze kosten konnten. Trotzdem gab es keinen Stress, keine „beinahe Kollisionen“, weil nach dem Luvfass noch eine Verholertonne ausgelegt war, die die meiste Zeit das Feld gut auseinanderzog und für Klarheit auf der Bahn sorgte. Unter Spi ging es runter zu einem Tor, das man sowohl links wie rechts raus runden konnte. Thorsten Thelen´s Circus setzte so bei beiden Wettfahrten geschwindigkeitsmäßig den Standard, auch wenn er –mit Gennaker fahrend- ganz andere Winkel fuhr, als die meisten anderen im Feld. So gondelte vorne immer ein großes Boot mit weiss –blauem Vorwindsegel von links nach rechts…und kam doch auf diese Weise irgendwann unten beim Gate an. Auf dem Weg hoch zum Wind und zur Luvtonne passierten sie dann die kleinen Boote der Gruppe 4, große Lücken auf der Bahn entstanden also nicht.
In der zweiten Wettfahrt kochte dann das Blut. Etliche Frühstarter zwangen das Startschiff zum Gesamtrückruf. Wer beim ersten mal zu früh über der Linie war, versemmelte dann den 2. Start komplett. So soll es auch sein. Die einen wurden wegen Frühstarts und fehlender Gutmachung disqualifizert (OCS). Charlotte und Sophus drehten stattdessen rechts vom Startschiff zum Startschuss eine unfreiwillige Pirouette. Auch nicht viel besser. aber am Schiff war denn doch zuwenig Raum für soviele Boote. 50 Sekunden nach dem Schuss starteten sie dann auch schon. Aber auch hier brachten die heftigen Dreher von meist über 20° jedem seine Chance, sich wieder durch das Feld zu schlawenzeln.
Beide Wettfahrten konnten in guter Zeit zu Ende gebracht werden und der Hafen lag in Schlagdistanz. Schon kurz nach 15:00 waren die Boote wieder im Hafen, das Vorzelt vor dem Clubhaus und der Tresen gerammelt voll.
Es gab viel zu erzählen, nicht nur vom Regattatag, auch von dem Hammer-Sommer, den wir alle hatten. Und wer seine Kinder mit dabei hatte, konnte ihnen von dort bei einem geführten SUP-Schnupperkurs am Strand vor dem Festzelt zuschauen. Luise und ihr Festausschuss hatte wieder ganze Arbeit geleistet.
Piraten als Motto zogen sich durch die gesamte Deko und wildeste Piraten strömten aus allen möglichen Booten. Komisch, kurz vorher waren die noch sauber und rasiert im Ölzeug am racen. Manche Piraten schienen direkt aus dem „Fluch der Karibik“ herübergebeamt worden zu sein und auch die mitgebrachten Waffen kamen, glücklicherweise immer nur zum Spass, auch mal zum Einsatz. Die kleineren Kinder ohne Schwimmkompetenz erfreuten sich wie gewohnt auf der Höpfburg direkt am Strand. Der ganze Club und alle die sich eng verbunden fühlen – alle kamen so schnell und harmonisch zusammen. Von 0 bis über 80 Jahre – jeder fand seinen Spass und seine Gesprächspartner.
Noch mehr kamen dann gegen 16:30 zur Neptunstaufe, die mit zu einem der Jahreshöhepunkte in Langballigau gehört. Neptun nebst Thetis wurden standesgemäß mit RIB-Boot zur zentralen Kranplattform gebracht, wo die schäbigen Täuflinge des YCLL, in Sacke gehüllt und an Ketten gelegt schon warteten und Neptun huldigten. Kein Täufling wusste, was ihm dieses Jahr blüht.
Jedes Jahr stellt Neptun seinen Täuflingen eine neue wässrige Prüfung. Es bleibt also nicht bei Genuss von Kutterdiesel zur „inneren Reinigung“. Es gibt auch eine sportliche Herausforderungen. Dieses Jahr ging es darum, nach einem kleinen Schwimmparcours im Hafen ein Gummiboot zu erreichen. Dort wurden den Täuflingen von Jugendmitgliedern einen Negerkuss übergeben, der im Mund lagernd schwimmend und tauchend möglichst heile auf die Kranplattform zurück zu bringen war. Die Leistungen fielen sehr durchwachsen aus, genügten aber alle den hohen Ansprüchen von Thetis, die über alle wachte. Aber auch sonst waren die Prüfungen nicht ohne. Aufgrund der neuen Datenschutzgrundverordnung hatte jeder Täufling seine Personendaten, die
Damen einschliesslich Körbchengröße per Sprachdekoder verschlüsselt zu übermitteln. Der wurde jedem Täufling zwischen den Schneidezähnen in den Mund gesteckt und sah einem Korken teuflisch ähnlich. Die Verschlüsselung war so perfekt, daß jeder um seine sensiblen Daten unbesorgt bleiben konnte. Nur Hildburg unterstrich mit vollem Körpereinsatz ihren Informationsdrang und so blieb keinem Zuschauer verborgen, was sie vermitteln wollte. Nach der inneren Reinigung erfolgte abschliessend auch die äussere Reinigung mit einem speziellen Reinigungsmittel. Die Inhaltsangaben sind unbekannt, aber nachweislich ungefährlich. Allerdings: zu einer sofortigen Dusche nach erfolgreicher Taufe ist jedem zu raten.
Besonders „hart“ traf es Rainer Koch, der für seine neuen Express „Explode4you“ nach ewiger Clubzugehörigkeit noch einmal in den Taufring steigen durfte. Gut informierte Kreise schreiben das einer besonderen Beziehung zwischen Neptun und „Schwester Rainer“ zu, die bei Rainer ein hohes Mass an Toleranz forderte. Aber nicht nur er hatte unter der Dusche einiges zu tun, um nicht wochenlang ranzig unter der Haarpracht zu riechen. Dieses Schicksal traf alle. Und so erinnerte zumindest die Herrendusche im Hafen kurz später mehr an ein Nichtschwimmerbecken, denn an eine Duschanlage – besonderer Dank gilt wohl der Reinigungskraft des Hafenbetreibers Jaich.
Während der Dusche rollte Dirk Hamman von Schlachterei Clausen mit einigen heissen Schweineteilen auf der Ladefläche ans Festzelt und frisch geduscht ging es ans Spanferkel essen mit Bratkartoffeln und Sauerkraut.
Keiner weiss, wo Rainer Koch die Energie und Standfestigkeit hernimmt. Aber neben Wettfahrtvorbereitung, Tonnen legen,
mitsegeln und sich Taufen lassen, schaffte er es auch noch, kurz die Auswertung der Ergebnisse zu machen und schon gegen 19:00 h launig die Erfolgsergebnisse zu präsentieren.
In Gruppe ORC 1 fuhren die grossen und schweren Kisten, die mit dem launischen Wind mehr zu kämpfen hatten, als die leichten kleinen Boote.
Die zwar grosse, aber leichte Circus hatte hier in beiden Wettfahrten gesegelt die Nase vorn. Berechnet schloss Circus als 3. ab. Abonnementsieger Kuddeldaddeldu hatte in der ersten Wettfahrt Pech; 2. Platz insgesamt. Und so setzte sich Sophus in der Gruppe mit Platz 1 durch. Der erste Erfolg nach einer Umstellung der Segelgarderobe auf „klein“. Eine erfolgreiche seglerische „Rosskur“ von UK-Sailmaker Stefan.
In Gruppe ORC 2 konnte der alte Schwede seine bislang gute Serie in der Saison durchhalten und schloss vor Thiassi ab.
In ORC 3 gewann ein alter Bekannter, Calle Strömer.
Ein schönes Ergebnius fuhr dann aber das alte Ostsee-Schulen Folkeboot Vierendeel mit Carsten Reckweg ein: 2. Platz! Dauerrivale von Calle Strömer, Harlekin dicht auf den Fersen mit dem dritten Platz.
Bei den Sportbooten in ORC Klassen 4 war an diesem Tag am meisten zu holen und es ging eng zu. Gut dabei die X-79 fakse und Elixier die mit ihrer grossen Genua gut Druck machen konnten. Aber zu wenig: Die Nase vorn hatte trotz allem eine J-22, Stefan Voß mit Jalla-Jalla. Auch Otto Jeschoneks 806 war ohne grosse Genua fix dabei: 2. Platz vor den X-79 Fakse und Elixier.
Gut gesegelt zwar die J-80 Levante Sprinter, die die Punkte aber aufgrund Frühstarts in einer Wettfahrt nicht einsammeln konnte.
Die Expressen kämpften in einer eigenen Wertung, 2 wurden aber auch unter ORC club gewertet. Die dänische Lynx sahnte so nicht nur in der Klasse, sondern auch über alles in der ORC Wertung als erster ab. Ein starkes Ergebnis von den sympathischen Dänen!
Gekrönt wurde das ganze durch einen neuen Wanderpreis, einem überdimensionierten, sich selbst auffüllenden Bierkrug von Flensburger Pilsener, der perfekt zur Stimmung der Crew am Abend passte. Der Star der Kieler Woche, Jan Brink mit „Fräuein P“ war mit ambitionierter Jugendmannschaft vom FSC zwar später beim Bier nicht so engagiert dabei, dafür aber am Wasser dicht dran: 2. Platz.
DJ Normann sorgte zwischenzeitlich für wummernde und unruhig machende Tanzmusik. Das Fest ging so mit Musik aus den letzten 4 Jahrzehnten für alle sehr schön tanzbar, für die Tresenkräfte ebenfalls arbeitsreich bis in den frühen Morgen weiter. Einzelne sollten Probleme beim Finden ihrer Koje gehabt haben. Trotzdem waren sie morgen früh wieder hoch und unterstützen das Aufräumkommando.
Zu fortgeschrittener Stunde gab es noch eine Unterbrechung. Rainer Koch und Stefan Voss hatten für jedes noch vertretene teilnehmende Team ein Verlosungsgeschenk. Spannende Sachpreise und Gutscheine wechselten so den Besitzer, ausgelost von zahlreichen Glücksfeen und….wie heissen juvenile männliche Feen eigentlich? …aus der Jugendgruppe sorgten die Lütten für eine faire Verteilung. Gelohnt hat es sich dank unserer zahlreichen Sponsoren für alle.
Es war für alle – Kinder, Familien, Senioren und Regattasegler ein total rundes Wochenende. Jeder ist auf seine Kosten gekommen. Einige ganz wenige Schauer taten der Stimmung keinen Abbruch.
Die Regattasegler segeln jetzt ihre Mittwochabendregatten noch bis Ende September durch und freuen sich auf die Saison-Siegerehrung am 16. November, die alles andere als so vorhersehbar ist, wie das Bayer München wieder Deutscher Meister wird. Jeder spürt den Atem seines Nachfolgers ganz warm im Nacken.
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