Double Rundt 2021

   2 Leute – 2 Länder – 2 mal Spaß

Was macht eine wirklich gute Regatta aus? Wenn absolute Spitzensegler und Regattaeinsteiger gleichzeitig auf die Bahn gehen, seglerisch Spaß haben und beide am Ende erfüllt und voller  toller Eindrücke nach Hause kommen.

Wenn wirklich jeder gleichberechtigt und ohne große Investition mitmachen kann.

Und wenn jeder mit seiner Leistung wahrgenommen wird. Das scheint das Rezept für Glück auf dem Wasser zu sein.

So war es dieses Wochenende für viele und darüber freut sich niemand mehr als die Regatta-Leute vom Yachtclub Langballigau. Beiträge mit den Stimmen einiger Teilnehmer findet Ihr auf facebook, Instagram, dem nachfolgenden Race-Bericht von Sharifa und einigen Kommentaren dazu am Ende des Textes.

Bandbreite

Unter den 54 Teilnehmern der Double Rundt Regatten starteten echte deutsche Regattagrößen, wie Shorthanded Experten Rasmus Toepsch und Cord Hall mit Sharifa, die mehrfachen double-hand Meister Knut Freudenberg und Nils Reichert mit Halbtrocken genauso wie Tüftler und speed-Fanatiker Wolfram Heibeck mit seinem mehrfach modifizierten Open-40-Racer Black Maggy, mit der er gerade die Midsummer Classic als schnellstes Boot am Ziel gewonnen hat -einer Wettfahrt vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt der Ostsee.

Die neue Dehler 30-Klasse war präsent. Trotz Wegfall der Mixed-Olympia Disziplin, für die die Werft sich eine Verwendung Ihres neuen Hosentaschen-Racers erhofft hatte, ein attraktives Boot, hier mit einem älterem Eigner und Sverre Reinke, ein Profi-Segler mit Mini-Transat-Ambitionen.

Auch Mehrrumpfboote waren vertreten, allen voran in jeder Beziehung der ältere Trimaran Tri von Lars Kämpfe, der gerade das Round Denmark Race gewonnen hat, angesichts der überschaubaren Größere des Tris und seines Alter eine große Leistung.

Keineswegs also nur brandneue Boote, aber gut eingestellt und gut gesegelt.

Zahlreiche eigentliche  Tourensegler mit teilweise alten Booten, viele Jugendliche mit kleinen älteren Flitzern, wie X-79 und Express kämpften sich sehr engagiert durch die Bahn.

Auch ein Folkeboot, eine farbenfrohe Granada 24, eine kleine Leisure 22 und eine Triss Norlin machten sich auf die –für diese Bootsgröße und das Geschwindigkeitspotenzial- wirklich engagierte Strecke.

Partner und Kinder

Besonders ist auch dieses Jahr die hohe Zahl an Double-hand Crews, die aus Lebenspartnern bestehen, oder aus 2 Generationen (Vater oder Mutter und Kind). Beides zwischenmenschlich und auch kraftmäßig teilweise besondere Verhältnisse, die es im Regatta-Yachtsport bislang nicht so häufig gab. Diese Form der Zusammensetzungen und auch das hohe Alter von Crews finden daher bei Double Rundt eine ganz besondere Aufmerksamkeit, die auch über die hohen Leistungen der sportlich erfahrenen  und erfolgreichen Crews heraussticht und der Regatta eine besondere, persönliche Stimmung gibt.

Herausforderungen

Der Start lief als Massenstart ab, d.h. alle Boote, egal wie schnell und wie hoch segelnd starteten auf derselben Linie zum selben Zeitpunkt. Und sie mussten sich die ersten paar hundert Meter gegen den Wind bis unmittelbar vor Langballigau kämpfen, bevor sie mit offenen Schoten aus der Flensburger Förde herausdonnern konnten. So nahmen die Frühaufsteher in Langballigau einer imposanten Flotte an Booten die Parade ab. Dieses Jahr war der Reach-Anteil der Kurse enorm hoch, d.h. häufig blies der Wind rechtwinklig zum Boot oder schräg von hinten. Viele neue Konstruktionen lieben diese Art von Segeln und fliegen den anderen davon. Konventionellere Boote haben dafür kein so großes Spektrum an Segeln, müssen sich mit dem behelfen, was üblicherweise verfügbar ist. D.h. die Spinnaker der meisten Boote wurden wirklich in alle Richtungen gezerrt, um sie an die Verhältnisse jeweils anzupassen.  Der Wind blies unstet, viele Böen und Schwachwindfelder verteilten sich und wer 20 Minuten ganz schlecht aussah, konnte auf einmal doch richtig Fahrt aufnehmen und sich vor die anderen  setzen. Beeindruckend, dass dies manchen Menschen so häufig gelingt, das nicht von Glück, sondern doch wohl von Können gesprochen werden kann.

Beeindruckend, dass dieses Können auch bei vielen „einfachen“ Booten festzustellen war. So ging das erste lange Bein raus, an Kalkgrundt Leuchtturm vorbei in die westliche Ostsee, südlich der dänischen Halbinsel Kegnaes bis Poels Rev, einer Tonne am Süd-Ostzipfel von Alsen, dem Eingang in den Kleinen Belt. Bis dorthin ging es sehr spitz unter Spinnaker oder -wer hatte- auch flachere freifliegende Segel. Das Feld teilte sich deutlich auf in die Gruppe der modernen Konstruktionen und die konventionellen auf, bei denen auch kleine einfache Boote ziemlich weit vorne mitmischten. So auch z.B. Joe Cool, eine Albin Express mit fachkundigem Personal, die letztlich als kleinstes  Schiff am Ende die Gruppe Yardstick 2 gewann. Und Auf SchexBier, die X-79 einer jungen, aber sehr engagierten Crew aus Glücksburg. Auf der Raudi II, einer älteren Bianca 36 zupfte engagiert auch der 81 jährige Eigner begeistert an den Schoten.

Die Bahn verlief dann  Richtung Nord-Nordwest entlang der Küste von Alsen und hatte von raumen bis später spitzeren Kursen unter Spinnaker einiges an Herausforderungen für die kleinen Crews dabei, die Böen und rapide kleine Winddreher schnell kontern mussten. Zeit für eine Pause blieb keinem. Und das über viele Stunden.

Integration

Wie bringt man so unterschiedliche Typen Segler gut zusammen? Da ist zum einen der faktische Zwang, Teilnehmer mit einem ORC-Messbrief auch unter ORC-Club zu werten und damit diejenigen untereinander zu beteiligen, die ohnehin eine gewisse Beziehung zum Regattasegeln haben. ORC ist ein verhältnismäßig genauer, aufwändig rechnerisch ermittelter Rennwert zum Vergleich unterschiedlicher Boote untereinander.

Diejenigen, die das nicht vorweisen können, starten unter Yardstick und schaffen sich damit ein eigenes Regatta-Habitat, in der sie unter einigermaßen fairen Bedingungen sehen können, wo sie stehen, oder sich einfach dem Spaß und der persönlichen Herausforderung einer wirklich langen Tageswettfahrt  stellen können. Yardstick ist ein Schätzwert, der auf Erfahrungen basiert, ungenau ist, aber ohne Aufwand einigermaßen aussagekräftige Vergleiche ermöglicht.

Um hier zu einigermaßen gleichwertigen zeitlichen Bedingungen zu kommen, mussten die „langsameren“ Boote bei Nordborg auf Alsen direkt nach Westen zu Ziel abbiegen.

Während die größeren oder schnelleren Boote gefordert waren, eben auch noch die zweite Insel., Barsö, zu umrunden und von dort nach Süden zurück ins Ziel zu segeln. Eine spürbar längere Strecke. So kamen das gros der Teilnehmer innerhalb von 2 Stunden im Ziel an, das am Nordausgang des Als-Fjords lag. Kleine Herausforderung für die kleineren Boote dabei: Der Wind wollte es so, daß sie die Nordküste der Insel Alsen entlang gegen den Wind ins Ziel kreuzen mussten und sich so einige taktische und navigatorischen Chancen und Herausforderungen ergaben.

Wer auf den schnelleren Booten Barsö umrundete, machte sich wirklich eingehend mit den Wassertiefen um die Insel vertraut, um ja nicht zu viele Meter zu verlieren und eng zu runden, ohne aufzulaufen. Dieses Jahr ergab sich für die schnellen Boote leider keine richtige Kreuz. Sehr zum Leidwesen einiger mittelalter Boote, die gerade darauf konstruiert wurden, Regatten auf einer Kreuz gegen den Wind zu gewinnen. Bis Barsö waren aber gerade die kleinen 2-Mann Crews größerer Boote durch die harte Arbeit an den Spischoten so ausgewpowert, das „Straßenbahn fahren“ ohne  viele Wende dem einen oder anderen ganz gut zu Pass kamen.

Extreme

Trotz aller Integration ergaben sich Extreme: So querte bereit kurz nach 15:00 der kleine Trimaran Tri des Flensburger Vater-Sohn-Kombinats Kämpfe die Ziellinie, gefolgt von einem ganz speziellen Kohlefaser-Mahagoni Einzelbaus des Spezialbootsbauer Heibeck aus Hooksiel (Gewinner der Gruppe Yardstick 1) und Sharifa, einem sehr modernen Boot, das auf Wind von hinten und kleine Crew optimiert ist (Gewinner in ORC 1). In einer bereits im letzten Jahr stark vertretenen Gruppe, der X-332 machte Vorjahressieger Bernd Dreier und Jan Aßmann auch dieses  Mal den Sieg  wieder deutlich für sich klar. Härter wurde zwischen Platz 2 und 3 gekämpft. Die Crews berichten von einem nervenaufreibenden 9 –stündigen fight untereinander, der bis auf die letzten Meter nicht klar entschieden war.

Noch gerade im Zeit Limit um 23:00 schaffte es nach knapp 14 Stunden Segeln noch das Nordische Folkeboot Surprise (Mark Luther), das auf den letzten 3 Seemeilen von Leichtwind geplagt wurde, es aber gerade noch zur Wertung in Ziel schaffte und sich am Grill noch warmes Essen abholen konnte. Wohl wichtiger in dem Moment als die Flasche Rum für diejenigen, die den Segelspaß von allen am maximalsten ausgenutzt haben. Nur 2 kleine Boote gelangten nicht in die Wertung, zeigten aber trotzdem im Hafen glückliche und erfüllte Gesichter.

Spaß

Denn darum ging es allen vornehmlich: Nicht der reine Ehrgeiz, sondern vor allem der Spaß standen im Vordergrund. So ging es schon am Vorabend  beim get-together vor dem Clubhaus in Langballigau, direkt am Fördestrand los: Hauptsponsor Gotthardt-Yacht aus Hamburg, ein Yachtausrüster für gehobene Produkte ermöglichte einen Seilzugwettbewerb an einem neuen „Cyclops“ Lastsensoren, einem als integriertem Wantenspanner dienenendes Messgerät für die Last auf Vorstagen oder Wanten. Hier konnte jede Crew auf einem Instrument ablesbar zeigen, mit wieviel Kraft sie jeweils an einem Seil mit einem Lastsensor ziehen können. Ein großes Hallo mit immer ausgefeilterer Technik und vielen lustigen Kommentaren.

Am Ziel in Dyvig störte ein Regenguss nur kurz. Alle Segler kamen gut in der kleinen Steganlage der Dyvig Baadelaug unter, der in partnerschaftlicher Atmosphäre allen Teilnehmer entspannte und gute Unterkunft bot. Getränke standen griffbereit und die großen Grills fingen  fix Feuer, um nach einem langen Tag dem Körper wieder Energie zurück zu geben. In der launigen Siegerehrung erhielten wieder die Partner-Crews und die Eltern-Kind Crews eine besondere Aufmerksamkeit. Die Gewinner des Seilzug-Wettbewerbs wurden mit weiteren Sachpreisen belohnt, die Hauptsponsor neben einer gut gefüllten Tüte von Hilfsmitteln für das Segel und einem Double-Rundt Poloshirt für jeden Teilnehmer unter die Leute brachte. X-Yachts aus Dänemark stiftet eine große Musto-Rucksacktasche und Polo-Shirts, die Crew mit Eltern-Kind Kombination gewannen.

Wir danken neben dem Hauptsponsor Gotthardt- Yacht auch den weiteren  Sponsoren UK Sailmakers, Yacht-Recht.de, im-Jaich  und Gerüstbau Harald Thiele, der wie andere Sponsoren auch selbst mit segelte und wohl den größten Verlust zu beklagen hatte. Hart an der Grenze mit dem Spinnaker platzte dieser von jetzt auf gleich und zerfiel in zahllose Stücke.

Kein Stress

Das war aber schon der einzige wesentliche Verlust, der zu beklagen war. Ernste Streitigkeiten auf dem Wasser wurden nicht berichtet, Proteste gab es nicht. Die Teilnehmer waren wie eine gro0e Familie, die am Samstag zusammen mächtig Spaß hatte!

 

 

Fotos von dem Event auf facebook und (zeitnah) in der Galerie (© Hauke Bunks)

Ergebnisse hier

(Hinweis: Systembedingt werden in ORC und Yardstick Gesamtergebnisse ausgewiesen, was aufgrund der unterschiedlichen Bahnlängen falsch ist. Bitte wähle daher die Ansicht der unterschiedlichen Einzelkategorien ORC-Yardstick YS und Multihull)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert