Bericht zu Double Rundt von Sharifa

Cord Hall, Co-Skipper auf ORC 1 – Gewinnerboot Sharifa und zeitgleich Organisator der härtesten deutschen Double-Hand Regatta Baltic500 hat uns einen wirklich launigen Bericht von seiner ersten Double Rundt-Regatta gesendet, den wir Euch auch nicht vorenthalten wollen. Auch nicht unerwähnt lassen wollen wir, das Sharifas Skipper Rasmus Toepsch bei einem Multi-Crew-Pizzagemetzel die Bezahlung geregelt und von dem eingesammelten Geld 50 € an die YCLL-Jugend gespendet hat. Danke dafür! Schon heute an Morgen denken 😉 :

 

Nach der gelungenen Premiere der Double Rundt im letzten Jahr hatte ich mir eine Teilnahme im Jahr 2021 vorgenommen, und wohl auch rechtzeitig gemeldet um berücksichtigt zu werden.

Ein paar Tage vor der Regatta haben Rasmus und ich dann noch von meiner Seascape 24 in Yardstick auf die bewährte JPK 10.10 „Sharifa“ umgemeldet, um in der ORC Gruppe die Dauerrivalen Knut und Niels auf der halbtrocken ein wenig zu piesacken.

Aus familiären Gründen musste ich Samstag früh anreisen, so dass nur Rasmus in den Genuss der Glitsch nach Langballigau kam.

Meine eigene Anreise gestaltete sich ob der Touri-Massen auf der A7 eher nervig. Woher soll google Maps das auch wissen, dass die linke Spur mit Urlaubern inklusive Anhänger verstopft ist, während man bei der Anreise über Kappeln und Wernerland morgens um 7 eher schief angeguckt wird, wenn man nur 120 auf der Bundesstraße fährt…

 

5 vor Skippersmeting war ich dann auch in Langballigau und der recht sportliche Zeitplan der Wettfahrtleitung ließ keine Entspannung zu.

Also fix „hallo“ gesagt, den Worten von Stefan gelauscht, Auto umgeparkt und ab aufs Boot.

Startlinie und Luvbahnmarke waren schnell identifiziert und wir fuhren am Pinend rum, wo wir starten wollten. Ein leises Tuten führte eher zu Verwirrung als zu Sicherheit bezüglich der Startsequenz.

Wenig später kam dann aber die Auflösung über VHF, dass das tatsächlich das Vorbereitungssignal war…ein wenig später dann wieder die Info über VHF, dass das nächste Signal bereits das 1-Minuten-Signal wäre…gehört haben wir nix, und so haben wir uns eher an den anderen Booten orientiert und unseren zweiten gemeinsamen Start der Saison auch versemmelt.

Dass Jochen dann im letzten Drittel der Startkreuz in einer Privatböe vom allerfeinsten nur 1,5 Längen in Lee von uns durchfuhr, hat die Stimmung nicht gerade positiv beeinflusst. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Jochen kurz vorher mit einem Kreditkartenlesegerät hantiert hat…

Am Luvfass reihen wir uns am Ende des ersten Viertels ein und treiben bei extrem wenig Wind auf den nächsten Bahnschenkel. Da der A2 bei uns ein wenig schneller oben war als auf den umliegenden Booten, konnten wir uns gut aus der Situation befreien und ab ging es Richtung Osten. Vor uns Black Maggy, Joint Venture, halbtrocken und einige weitere größere Boote, hinter uns eine ganze Flotte X-332 und der Rest des Feldes. Der Wind ist war recht spitz für den A2, aufgrund des schwachen Windes ging es aber noch ganz gut.

Die Lücke nach vorne konnten wir gut zufahren und schließlich die halbtrocken und Joint Venture überholen. Die Stimmung wurde besser und Rasmus kramte irgendeine Party-Playlist (geplante Startzeit 20:00) raus, die uns in den kommenden Stunden begleiten sollte.

Ab Anfang der Sonderborg Bucht änderte sich an der Position zu den anderen Booten nicht mehr viel, lediglich die Joint Venture holte ein wenig auf, nachdem sie ihren A2 im Keller gefunden hatten.

Es ging einigermaßen zügig nach Osten und eine halbe Packung M&M’s und zwei Kaffee später schwamm auch schon die Untiefentonne Pølsrev an uns vorbei.

Unsere Outside-Gybe lief wie ein Länderspiel (aus längst vergangenen, besseren Zeiten) und wir notierten 11:26 und einen Keks, hinter Bondi und vor Joint Venture in unsere Bahnmarkenprotokoll.

Ab hier ging es gen Norden, zunächst bei recht leichten Winden und einem nicht gerade vorteilhaften Winkel für ein Rüsselboot. Der nach Osten setzende Strom half allerdings dabei, einen etwas spitzeren Winkel fahren zu können. Die Playlist war inzwischen so bei 23:00 angekommen und versorgte uns mit Dire Straits – passte ganz gut zum Wind und führte zu der Feststellung, dass sich bislang noch kein DJ oder EDM-Producer an Remixes dieser Originale gewagt hat. Die Lücken nach vorne und hinten wurden ein wenig größer, lediglich die Joint Venture fuhr immer mit uns mit.

Kurz vor Mommark nahm der Wind dann langsam zu und spitzte auch ein wenig, so dass wir uns langsam dem Grenzbereich des A2 näherten. Die ganze Segelei wurde ein wenig trimmintensiver und die Playlist versorgte uns u.a. mit passenden Eminem Remixes (Mitternacht 😉 ).

Als die vorausliegenden Boote Circus und Om Fynshav erreichten, wurde klar, dass dort nochmal etwas mit dem Wind passiert. 2-3 Abflüge später gingen dann vorne auch die Gennaker runter und die Fock hoch.

Unsere vielversprechendste Alternative zum A2 sahen wir im A6, den Rasmus dann auch noch vor Fynshav angeschlagen hat. Problematisch waren allerdings die häufig vorhandenen Augenblicke mit deutlich weniger Wind, in denen uns der kleine Fetzen gekillt hätte. Also erstmal weiter mit dem A2 und schauen, was geht.

Bei der Passage von Fynshav nahm der Wind dann erwartungsgemäß deutlich zu und insbesondere die Böen waren stärker ausgeprägt. Zudem spitze der Wind in den Böen, und da wir bereits im Grenzbereich des A2 unterwegs waren, wurde es langsam anstrengend. In jeder Böe deutlich abfallen, fieren und danach wieder trimmen, irgendwo bei 95° TWA und bis zu 22 kn TWS.

Trotzdem ging es gut voran und wir konnten deutlich zu Bondi und Om aufschließen, die nur unter Fock und Groß unterwegs waren. Unser Dauerbegleiter Joint Venture hatte ebenfalls den A2 oben und machte gut Druck von achtern. Der Abstand zur halbtrocken, die wir über Adrena trackten, wuchs an, was wir wohlwollend zur Kenntnis nahmen.

Der A6 verschwand wieder unter Deck – ging ja auch so ziemlich gut.

Irgendwann wurde es Uwe und Sverre auf der Joint Venture dann zu viel, und sie tauschten den A2 gegen Code Zero und Staysail. Dass sie das Manöver verkackten, führte bei uns zu Belustigung und ein wenig Schadenfreude ob der verlorenen 300 m.

Ich hörte bei dieser Gelegenheit ein Geräusch, als würde sich jemand mit einem Bleistift Notizen machen und in der Segelanweisung fehlte danach ein Zettel…gedacht habe ich mir dabei nichts.

Auf halbem Weg zwischen Fynshav und Barsœ konnten wir mit dem A2 dann irgendwann unseren Kurs nicht mehr halten, und der große Lappen musste weg, wenn wir nicht in absehbarer Zeit den Alex Thomson machen wollten.

Wir bereiteten das Bergemanöver vor, und auch das Karma zog seinen kürzlich angefertigten Notizzettel hervor und schlug mit voller Härte zu. Es kam, wie es kommen musste, der Drop ging gründlich in die Hose und wir verloren eine Menge Raum nach Lee…doof das, aber nicht zu ändern.

Also Kurs Barsœ, Segel eingestellt und Abfahrt. Die Playlist spuckte mittlerweile musikalische Abgründe aus der Kategorie „morgens um 3“ aus.

Meine Anfrage nach einem kleinen Snack, und dass dieser das erste Vernünftige wäre, das ich heute essen würde, konterte Rasmus mit Snacksalami und Schmelzkäsezubereitung zum Dippen. Kulinarisch ein Highlight, ernährungswissenschaftlich zweifelhaft. Aber gut.

Barsœ runden wir hinter der Joint Venture, die auch das Bergen des Code Zeros nicht so gut hinbekommen und parallel zu Stefans „Om“.

Auf des Gurgels Spuren die Nähe zum Land suchend fuhren wir ein wenig knapper an Barsœ vorbei als Stefan, und konnten uns für den letzten Bahnschenkel gleichauf in Lee von ihm positionieren.

Da wir irgendwie nicht so richtig unter ihm durchfahren konnten, suchten wir nach Alternativen, die uns einen Vorteil bringen könnten. In der irrigen Annahme, die Zielbahnmarke läge in der Einfahrt zur Dyvig statt deutlich davor, halten wir es für äußerst genial, nochmal deutlich anzuluven und dann weiter oben den A2 zu ziehen. Wir freuen uns wie Bolle über den rechtsdrehenden Wind, der unseren Winkel zum vermeintlichen Ziel zu unserem Vorteil verändert hätte.

Zu spät erkennen wir, dass die Boote unter Land nicht wegen eines dort vorhandenen Winddrehers kreuzen, sondern weil sie bereits durchs Ziel gegangen sind.

Das echte Ziel liegt mittlerweile bei über 170° TWA und der folgende Gennakergang war alles andere als schnell.

Ziemlich übellaunig ob dieses blöden Fehlers packen wir kurz vorm Ziel den A2 ein und notieren 16:08:58 als Zielzeit.

Ab in die Dyvig, wo wir eine hübsche Box finden uns das Boot aufklaren.

Der Rest ist dann schnell erzählt: Bier, Bier, Musik ausmachen weil die Nachbarn nörgeln, Bier, Fleisch, Bier, Siegehrung (trotz der Fuckups hat es für den Sieg in ORC 1 gereicht), Kuba befreien, Ibuprofen, Bett.

Sonntagmorgen überführt Rasmus die Sharifa zurück nach Strande, während ich mit Hauke auf dem RIB nach LA zurückfahre, um mein Auto einzusammeln. Vielen Dank euch beiden 😉

 

Und sonst so? Es war eine megageile Veranstaltung mit Segeln bei Sahnebedingungen und vielen netten Leuten. So macht das Ganze Spaß und so habe ich es mir vorgestellt.

Ein riesengroßes Dankeschön an den YCLL, Stefan, Jochen und alle helfenden Hände, die die Double Rundt 2021 ermöglicht haben. Ihr habt ein tolles Format erschaffen, dass eine große Bandbreite von Seglern anspricht und über eine äußerst attraktive Streckenführung verfügt. Da komme ich nächstes Jahr doch glatt wieder…

2 Comments on “Bericht zu Double Rundt von Sharifa

  1. Mange tak, Cord! Es war uns ein Vergnügen. Regatta, Spass und Gischt, daß passt einfach zu uns allen!

  2. Ein großes Dankeschön von der Raudi II für dieses super Regattaerlebnis. Wir haben mit unseren gemeinsamen 153 Jahren und einer 44 Jahre alten Bianca36 festgestellt, dass man auch im fortgeschrittenen Alter und alten Boot diesen Sport genießen kann. Obwohl die spitzen Spi-Gänge für uns alles abverlangt haben ging der Spaß nicht verloren.
    Auch das gemütliche Beisammensein mit den vielen Schnacks, Bier, Grillen und Preisverteilung gaben der gesamten Veranstaltung noch eine besondere Note.
    Danke und in der Hoffnung, dass wir nächstes Jahr wieder dabei sein können.
    Die Crew der Raudi II

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