Edel & Hell statt Flensburger Dunkel

Warum haben wir eigentlich seit Jahren immer nur Glück?! Seit Mittwoch bibberte der Regattaauschuss der Langballigauer, das zur Flensburger Dunkel-Regatta am 18. Juni überhaupt genug Wind ist. Umlaufend 4 Knoten, so die überwiegende Prognose noch bin in den Freitag Nachmittag. Doch Langballigauer sind Dickköpfe. Notfalls muss Kartoffelsalat und Würstchen ohne Segeln gegessen werden!

Der Plott

Schon wegen der grenzwertigen Windbedingungen wurden Bahnen von Langballigau Richtung Anfang der Innenförde festgelegt. Klar war dabei, dass der Kurs uns nicht ganz in die Innenförde leiten würde. Feste Tonnen bestimmten die Bahn mit dem Bemühen, Kreuz und Vorwindanteile  hochzuhalten…nur, welche Windrichtung wird es dazu sein? Wir ermöglichten faktisch einen Känguru Halbwindstart zu Holnis Drei mit Kreuz von dort nach Nejsmölle Flach, danach einem  spitzen Spikurs entlang der roten Fahrwassertonnen westlich Holnis bis fast Rinkenaes in die Flensburger Innenförde. Zurück ging es den ähnlichen Kurs. Nur, dass statt der grünen Tonne Nejsmölle die Schwiegermutter der Halsenpunkt in die Außenförde war.

Die Herausforderung

Und da kam dann auch das dicke Problem: Sollte man die Schwiegermutter mit einem Jybe Set (Um die Tonne halsen und auf der anderen Seite gleich den Spi stehen haben) runden oder den Spi konventionell setzen und erstmal fahren. Wer sich für das engagiertere Manöver entschied, bot den umliegenden Teilnehmern nicht nur Unterhaltung und Spannung mit dem Manöver, sondern kurz drauf noch mehr Spannung, als das Boot unter Spi schräg auf dem Flach zwischen Holnis Spitze und Café Drei zu liegen kam. Doof für Boote ohne Motor. Aber wer so heiß segelt, bekommt sich aus dieser misslichen Lage auch ohne Motor und alleine wieder befreit. Die Halbwind- und spitzen Spigänge trennten die Spreu vom Weizen. Volle Crews konnten Gewicht auf die Kante bringen und den Spinnaker extrem spitz bis 90° Windeinfallswinkel halten. Auf diese Weise bretterten etliche Boote wie eine Dampfmaschine durchs Feld. Kleinere und nicht so routinierte Crews ließen  es ruhiger angehen und bemühten sich, mit offenen weißen Segeln Druck aufzubauen. Die Profis hatten natürlich auch für diese ungewöhnlichen Bedingungen das richtige Segel in der Backskiste und düsten entspannt und kontrolliert mit asymetrischem Spi den Kurs ab. 

Andere hatten an den weiteren Tonnen so ihre Herausforderung. In Gruppe ORC 5 erfreute eine im Segeln und Debattieren routinierte Pärchencrew die anderen Teilnehmer minutenlang mit Beziehungsstreit schon an der Starttonne – dort festhängend statt startend. An der großen Wendetonne in der Innenförde kam es bei hitzigen Spinnakerbergemanöver zu einer Tonnenberührung, während drei weitere Boote mit Schaum vorm Bug zur Rundung ansetzen. Alles gut gegangen und auch die Tonne hat nicht abbekommen. Dafür hat der lokale Bootsbauer jetzt einen neuen Gelcoat-Reparaturauftrag. Shit happens – somtimes.

Die Mitspieler

Wahnsinn! Nicht nur die Gruppe der Einsteiger bei den Langballigauern intern wächst stark und befeuert die Gruppe ORC 5 (ohne Spinnaker). Auch von außen steigen die Teilnehmerzahlen immer mehr. Nicht nur unsere festen Stammgäste von der Albin Express Lynx waren wieder  dabei (und wieder extrem erfolgreich und mit maximaler Feierlaune) . Auch große potente Schiffe wie der leichte Racer Tösen (Max Fun 35), die neu an die Förde gekommene Luffe 44 Tea Time von Regatta-Urgestein Josy Becker und letztlich die allen gut bekannte Halbtrocken mit Knud Freudenberg und Nils Reichert sorgten für echte Prominenz, da amtierender Deutscher Meister Double Hand und mehrfacher Deutscher Meister und Vizemeister mit voller Crew.

Unterstützt von Langballigauern kamen weitere auswärtige Boote dazu, so die X-382 Luthexia, die schon ein paar Tage vorher das besondere Flair im Hafen von Langballigau genossen hatte. Und sich den Liegeplatz mit der kürzesten Distanz zu den weltbesten Fischbrötchen bei Odin-Fischer gesichert hatten. Schon traditionell geht die Expressen-Klasse gerne bei uns an den Start, dieses mal leider nur mit 3 Booten. Im Kreis der Langballigauer gibt es dieses Jahr auch Veränderungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Bahn steigt, vor allem mit der neu zugegangenen Scan-Dale (Scankap 99) von Carsten Reckweg. Von den gemeldeten Booten ging nur eines nicht an den Start. Bei dem Wetter kein Wunder…

Das Umfeld

Und das Wetter war –mal wieder- karibisch von den Temperaturen und -überraschend- kaiserlich auf der Bahn. Wurde noch aus Angst vor unfairen Windlöchern der erste Känguru-Start auf 19:00h statt 18:00h verlegt, konnten alle Teilnehmer schon früh die Segel ziehen und mit Druck die Einstellungen und Kurse prüfen. Zu keinem Zeitpunkt sackte der Wind länger völlig weg, wenn es auch Windlöcher und zuweilen etwas fickerigen Wind gab. Zwischen 8 und 11 Knoten wahre Windgeschwindigkeit bildeten das gros der Zeit richtig ab. Das ganze mit leicht reinsetzendem Strom in die Förde.

Der Nach-Klapp

Nach dem Segeln ist vor dem Feiern. Dieses Jahr aufgrund der Windverhältnisse nicht erst im Dunkeln fanden sich unter den neuen und entspannteren Corona Regeln die Segler vor dem Clubheim ein, wurden dort von Sylvia und Martin mit Kartoffelsalat und Würsten versorgt. Bier vom Fass, Wein und Wasser, alles inklusive und willkommen nach den Stunden Arbeit unter heißer Sonne.

Die Siege

Känguru-Start: Das Rennen der Kleinen! Der langsamste startet gemäß seinem berechneten Handicap als erstes, der berechnet schnellste als letztes. Die genau und individuelle Startzeit wird nach dem Handicap berechnet. Jeder startet also mehr oder weniger alleine, wenn nicht andere Boote einen sehr ähnlichen Handicap Wert haben. Der erste Starter, dieses Jahr das nordische Folkeboot Surprise ist also kaum noch mit bloßem Auge auszumachen, wenn als letztes die Rennmaschinen heiß laufen und mit qualmendem Spi auf die Reise gehen. Kleine Boote haben also freien Wind und gute Chancen, ihren Vorsprung auszubauen, zumindest aber nicht so schnell wegschmelzen zu lassen. Die Schnellen oder Großen müssen versuchen, sich ihren Weg durchs Feld zu bahnen, um am Ende vor dem Feld ins Ziel zu gehen.

Keinem der großen und schnellen konnte dieses gelingen. Weil mal wieder die kleine und extrem gut gesegelte dänische Albin Express Lynx den Vorsprung eben nicht wegschmelzen ließ, sondern ausbaute und auf diese Weise noch klar vor den großen und schnellen OM und Sophus durchs Ziel ging. Diese beiden leisteten sich auf dem letzten Bahnschenkel noch einen spannenden fight. OM kam auf dem geschrickten Kurs nicht an Sophus vorbei. Beide Boote luvten sich immer weiter hoch. Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, wo OM mit einem Gennaker deutlich tiefer fahrend eine Chance witterte. Sophus konnte nur noch mit extrem hoch getrimmten Spinnaker gegenhalten und musste OM kurz vor dem Ziel ziehen lassen.

Der langsamste erste Starter konnte seine Führung immerhin bis zur Schwiegermutter auf der Rücktour halten und wurde erst dann von der ebenfalls kleinen Lynx überholt. Später konnte sich noch die wortgewaltige Wettfahrtleiterin des YCLL, Hildburg Finkler mit Lotta an ihr vorbei schieben. So ergaben sich folgende Ergebnisse:

In der Gesamtwertung nach ORC ergaben sich folgende erste 3 Sieger:

  1. LYNX
  2. OM
  3. SOPHUS

 

In den Wertungsgruppen kamen folgende Siege zustande:

ORC 1

  1. OM
  2. SOPHUS
  3. HALBTROCKEN
  4. TÖSEN
  5. LOCURA
  6. DOGMATIX
  7. LUTHEXIA
  8. TEA TIME
  9. ADELA DNS

 

ORC 2

  1. SCAN DALE
  2. ALTER SCHWEDE
  3. THIASSI
  4. CALINA

ORC 3

  1. LYNX
  2. LAFE
  3. FRU ANTJE
  4. HARLEKIN
  5. STEAM
  6. EXPLODE
  7. HAVLYS
  8. CALLE STRÖMER

 

ORC 5

  1. LOTTA
  2. SURPRISE
  3. KLEINES HAIJAIJAI
  4. ILTSCHI
  5. CARPE DIEM

EXPRESS

  1. LYNX
  2. SAUF EXPRESS
  3. XPLODE

Fotos: Hauke Bunks – Danke!

Galerie hier (wird nach Fotobearbeitung weiter angefüllt)

Ergebnisse: hier (Veröffentlichung ab 20.6.)

 

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