Flensburger Dunkel reloaded

Was am Freitag aufgrund der Sturmwarnung nicht klappte, sollte wenigstens im Kleinen nachgeholt werden. Das Flensburger Dunkel wurde im Rahmen der Wertung der Mittwochabendregatta am 21.6. zumindest gefühlt nachgeholt. Wettfahrtleiter Rainer Koch hatte Känguruh-Startzeitlisten vorbereitet und versammelte die Crew von 26 Booten um 18:00 vor dem Clubhaus. Von solchen Teilnehmerzahlen träumen viele. Der Start erfolgte in einem kurzen Gate zu einer für jedes Schiff entsprechend seiner Handicap-Berechnung festgelegten Zeit. Wenn alle Boote entsprechend der Berechnung ideal gesegelt hätten, hätten also alle gleichzeitig im Ziel ankommen müssen. Ein spannendes Startverfahren, daß sehr leicht nachvollziehbar werden lässt, wer am Ende gut gesegelt hat und wer nicht so.

Wider der Ansage wehte draussen auf der Förde doch ein strammes Lüftchen, was die Segelwahl einiger Teilnehmer nicht leicht machte. Um 19:00 rutschte dann noch etwas antriebslos die Bockholmwiker „Hai“ (IF-Boot) über die Startlinie, die aber -ob Koffein dabei eine Rolle spielte oder was auch immer- ab dann mächtig loslegte und letztlich den Sieg in der Klasse ORC ohne Spinnaker nach Hause fahren konnte. Doch bis dahin sollte es noch dauern. Entsprechend ihrer individuellen Startzeit verliessen alle Teilnehmer gut verteilt das schmale Start-Gate auf dem Flach vor Bockholmwik und lieferten sich schnell enge fights miteinander. Schon auf der Startkreuz konnten Spätstarter einige der kurz vor ihn gestarteten Boote einsammeln, während sich alte Familienboote wie „Calle Strömer“ (Ohlsen 8:8) und „Harlekin“ (Lord Helmsman) -Ihrer Chance wohl bewusst- gut nach vorne brachten und Ihre Position sehr wacker und erfolgreich verteidigten. Ein ziemlich spitzer Spigang führte die Boote dann vor Tonne 4 (vor Holnis-Drei) rüber zum Tonne 7 (Nejsmölle Flak) auf der dänischen Seite gegenüber Holnis. Ein knifflige Entscheidung, ob der Spinnaker nur „irgendwie steht“, oder ob er auch zieht. Jedenfalls tat sich im Feld ausser bei den steifen und gut betuchten Booten, wie der Bockholmwiker „Sylva“ (dänische Ylva) und der „Locura“ (X-362 classic) auf diesem Bahnschenkel nicht viel. Anders danach. Ob es mehr der Strom oder mehr die sehr unterschiedlich verteilten Windfelder nördlich Holnis waren, wird wohl nicht herauszufinden sein. Jedenfalls sackten dort einige zurück, während sich andere ganz glücklich nach vorne arbeiten konnten, um in dem im Bahnschema angelegten „Schlauch“ bei Rinkenaes (Tonne 8, 10,12) zum Wendepunkt der Wettfahrt zu gelangen. Dieser war bei Tonne 12 angelegt, wurde hoch am Wind angefahren und musste per Halse-Spi setzen abgehakt werden. Bis hier waren die „Frühstarter“ noch vorne. In der Spitzengruppe fand sich ganz vorne die „Calle Strömer“, dicht gefolgt von unserem UK-Segelmacher Voss mit „Jalla-Jalla“ und dieser wieder gefolgt von „Harlekin“. Alles keine ausgewiesenen grossen Rennboote, aber einfach hervorragend gesegelt. Das gilt zumal für Stefan, der -ganz „Jalla-Jalla„-, der „Calle Strömer“ Beine machte, bis er sie auf der Rückreise nach Langballigau mit deutlich spitzeren Halsenwinkeln und engagierterer Suche nach Windfeldern „knacken“ konnte. Ab da setzte auf der kleinen J-22 der Turbo ein und man sah sie förmlich nach vorne entgleiten. Ein spannender kleiner fight ergab sich gleichzeitig zwischen Abonnement Sieger „Kuddeldaddeldu“ gegen „Sophus“, die mit zusammengewürfelter Crew ein ganz gutes Set-up gefunden hatte. Beide Boote rutschten ganz nah heran. Aber statt eines echten Halsen-Kampfes löste sich „Sophus“ nach Tonne 8, suchte sein Glück unter Holnis, während Dieter Naujeck weiter Richtung Dänemark kuddelte. „Sophus“ hatte Schwein und konnte vor der Schwiegermutter (oder wie immer sie jetzt heissen soll) Distanz nach vorne aufbauen. Das Feld rutschte zu diesem Zeitpunkt in der Masse sehr eng aufeinander und die Spannung war zum Greifen. „Alter Schwede“ und „Harlekin“ gaben hier den Ton an. Die Herausforderung bestand nach der Schwiegermutter darin, wieder spitz unter Spi zur Tonne 8 zurückzukommen, ohne Vorsegel wechseln zu müssen. Das gelang den allermeisten. Die letzte Prüfung war hiernach ein stark abflauender Wind und ein echtes Nervenpoker, um auf dem Flach vor Langballigau das Zielgate zu  erreichen, daß akribisch von HC und Claudia Thelen mit „Carpe Diem“ bewacht wurde, die die Zieldurchgangszeiten genau dokumentierten. HC und Claudia schlossen in der Gruppe ORC ohne Spinnaker als 2. ab, übernahmen aber die Zielschiff-Funktion zugunsten Hai, die so schon zurück nach Bockholmwik segeln konnte.

Es wurde spät. Als Zeitlimit war 24:00 ausgegeben. Wir haben dennoch keinen draussen lassen müssen. Aber die große Preisverteilung, die eigentlich am Freitag zum Flensburger Dunkel durchgeführt werden sollte, wurde nun nachgeholt. Viele Teilnehmer konnten mit Preisen nach Hause gehen, der Vorrat für Grog mit Johannsen Jubiläums Rum, abgefüllt von „vom Fass“ wird jetzt in vielen Booten liegen. Hoffen wir trotzdem auf einen warmen Sommer. Der Rum wird auch noch im Herbst gut sein.

Wir hatten wieder ein herrliches event, liebevoll und engagiert vorbereitet von Rainer Koch. Es ist eine Freude, in Langballigau zu segeln!

So ergaben sich in der Gesamtwertung über alles folgende Sieger:

  1. Jalla-Jalla (J-22) von Stefan Voß mit Richard Ringe und Rebecca Dehler
  2. Sophus (X-332) von Jochen-P. Kunze mit Hedda Kunze, Chris Lehuniak, Hildburg Finkler und Paul Graeper
  3. Kuddeldaddeldu, (Cross 31) von Dieter Naujeck mit Timo Erpst, Peter Knutzen, Jan Aßmann und Horst Thiessen

In den einzelnen Gruppen:

In der ohne Spinnaker-Wertung siegten

  1. Hai (IF-Boot) von Jürgen Scherdin (Bockholmwik)
  2. Carpe Diem (Drabant 27) von Claudia Thelen.Erichsen und HC Erichsen
  3. Amanrica (Dehler 31) von Roland Frenzel

In der Gruppe ORC 1

  1. Sophus (X-332, Kunze)
  2. Kuddeldaddeldu (Cross 31, Naujeck)
  3. Locura (X-362 classic, Thiele)

In der Gruppe ORC 2

  1. Alter Schwede (Maxi 999, Berthold)
  2. Thiassi (Impala 33, Schultze)
  3. Calina (X-342, Dehn)

In der Gruppe ORC 3

  1. Calle Strömer (Ohlsson 8:8, I. Boockhoff)
  2. Harlekin (Lord Helmsman, Andresen)
  3. Charlotte (Hanse 291 KK, Worm)

In der „Sportbootgruppe“ ORC 4

  1. Jalla-Jalla (J-22, Voß)
  2. Fakse (X-79, Jacobs/ Fischer)
  3. Pur Elle (Dolphin, Elle)

Alle Ergebnisse

Flensburger Dunkel YCLL 2017 (Bericht als pdf)

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